Springe zum Inhalt

Wie alles so kam…

Zum Ende der 90er ergab es sich … - (nämlich) für mich die Gelegenheit als Hand an Bord, einem Karibik Segelurlaub zweier Nordsee-Skipper, die die Abwechslung suchten, bei zu wohnen.

Die Infektion war überwältigend und nachhaltig!

Jedoch gab es keine Gelegenheit mein Leben, mit samt meiner derzeitigen jungen Familie, an ein sofortiges Segelleben an zu passen.

Irgendwann, als das Ende meiner Verantwortlichkeiten am Nachwuchs „erspürbar“ wurde, begann ich auf ein rechtzeitiges Ende meiner Erwerbstätigkeit hin zu wirken.

Zuerst durch intensivieren unseres Sparverhaltens, so zu sagen dem Anhäufen von Ersparnissen, um vielleicht einen „Vorruhestand“ selbst zu „ersparen“.

Dann aber, genau zum richtigen Zeitpunkt, bot die Muttergesellschaft meines Arbeitgebers jedoch eine Altersteilzeitlösung an, die für mich wie gemacht war – nämlich mit gut 60 inaktiv werden zu können.

Bis dahin hatte ich noch die Illusion eines Segelboot-Eigenbaus. Das natürlich ganz einfach deshalb, weil ein Neukauf mit meinen Komfortwünschen (und selbst auch ohne die Selben) jenseits jeder finanziellen Möglichkeit war und ist (und bleiben wird).

Nu, ging's los – was wäre denn das für ein Boot, auf dem man jahrelang leben kann, d.h. meistens lange und ruhig irgendwo liegen kann, das aber auch uneingeschränkt hochseetauglich ist, d.h. mit dem man jeden Ort der Erde über das Wasser erreichen kann?

Zum Leidwesens meiner Frau, die diese Aussichten (auf ein Segelleben) auch für sich attraktiv findet, kam ich, nach Durchforstung einiges an Literatur zu diesem Thema, zu dem Ergebnis, dass eigentlich nur ein Katamaran über Jahre hinweg Basis für ein, unserem Alter entsprechend, wohntaugliches Boot sein kann.
Zum Leidwesen meiner Frau, weil ein Katamaran eben einfach aussieht wie ein Kastenbrot und damit aber auch jeder Segelromantik widerspricht!

Aber auch zu meinem Leidwesen, weil das praktisch nicht zu widerlegen ist – aber – irgendwann, meist schon nach kurzer Zeit, scheint der Wunsch zu nachhaltigem „ruhigen und lotrechtem“ liegen, die Oberhand zu gewinnen, aber der Wunsch wächst halt erst so nach und nach, wenn man bereits einige Zeit auf dem Boot (und auf See) lebt, so las ich es.

Wie nebenbei bietet ein Katamaran bei geringerer Größe bereits eine relativ große Wohnfläche und mehr Platz ganz allgemein. Eine geringere Größe ist zugleich auch ein für uns geringeres finanzielles Risiko.

Das alte Image, ein Katamaran sei in seiner Hochseetauglichkeit eingeschränkt, weil er sich, wie oft angeführt, nach einer Kenterung nicht mehr aufrichten kann, ist heute obsolet.

Wellenzustände, welche die Gefahr in sich bergen Segelboote zum Kentern zu bringen, oder sonstwie ernsthaft zu beschädigen, sind an sich für die Crews aller Bootstypen immer lebensbedrohlich und daher niemals ein Ort für „Blauwassersegler“ (das sind die zu denen wir gehören wollen!).

(Und das sich aber das große finstere Meer irgendwie von hinten anschleichen kann, um dann plötzlich über Boot und Crew herzufallen, ist genau betrachtet vielleicht eigentlich doch nur 'ne Angstillusion, glaub ich 🙂

Extreme Segelfehler bringen ebenfalls jedes Boot in Gefahr und ein so gekenterter Katamaran wird wahrscheinlich nicht schneller sinken wie ein von der Art extremen Segelfehlern betroffenes Einrumpfsegelboot?

Na ja, die gefühlte Einbindung in meine Tätigkeit zu aktiven Zeiten ließ mir das Zeitfenster für meine Privatwünsche immer kleiner erscheinen, bis ich einen kompletten Eigenbau für nicht mehr realisierbar hielt.

Andere Lösung; - ich kaufe einen älteren Katamaran, der möglichst nicht ständig über die Hochsee gesegelt wurde (damit sich seine strukturelle Alterung in Grenzen hält) und in den die Vorbesitzer möglichst wenig investiert haben.

Meine Rechnung, wenn ich ein Häuschen (ohne neu zu bauen) weitgehend nach meinen Wünschen gestaltet haben möchte, würde (und genau das haben wir derzeit so mit unserem Häuschen auch schon gemacht) ich mir ein Häuschen kaufen, dass in seiner Struktur noch gut in Schuss ist, in das aber in den letzten Jahren praktisch nichts mehr investiert wurde. So muss nichts gekauft werden, was zuletzt ja doch nur herausgerissen würde.

Der Wermutstropfen, is' klar – bestimmte Grenzen sind natürlich gegeben, (die fehlen aber auch nicht bei der Neubau Lösung).

Und so ging ich auf die Suche nach genau so einem Katamaran.

Einzige und entscheidende Bedingung, der Katamaran, sein Umbau, die Renovierung und die neue Ausrüstung dürfen unsere finanziellen Möglichkeiten nur so weit belasten, dass der Wert unseres Häuschens nicht angegriffen wird.

Jetzt zahlte sich unsere sparsame Haushaltsführung und unsere bereits angesammelten Ersparnisse aus.

Gut zwei Jahre hatte ich das Ohr am weltweiten Markt und so viele passen da wahrlich nicht ins Raster.

Es gab Gelegenheiten und nicht immer war ich schnell genug.

Ein Katamaran war zu einem Preis aus dem Markt verschwunden den ich schon in der Vorauswahl nicht akzeptierten wollte, obwohl er in mein Raster passte.

Doch dann tauchte er wieder auf, und das zu einem mir jetzt verhandelbar erscheinenden Preis.

Liegeplatz war Lefkas in Griechenland – wunderschön dort, aber sehr umständlich zu erreichen, ca. 450 km vom Flughafen Athen entfernt.

Wegen eines in der Expertise nicht angezeigten Schadens konnte ich noch einmal 10 % herunterhandeln und der Kauf war perfekt.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

Noch bevor ich das erste mal im Flieger nach Athen saß, zermürbte ich mir den Kopf wie das Ding zu uns auf das Grundstück kommen könnte.

Na wie schon, eigentlich?! - Mann, Segel hoch – mit dem Finger quer durchs Mittelmeer, dann irgendwie um die Alpen herum und die Aller hoch – fertig – in den Augen meiner Frau waren da noch Fragen offen – also dann doch nochmal `n richtigen Kopf machen!

Die Westtour?
Auf dem Mittelmeer um Italien rum nach Marseille – die Rhône hoch – durch die Kanäle – den Rhein runter – durch andere Kanäle – die Weser runter
oder vielleicht doch gleich ganz um Spanien herum auf den Atlantik, durch die Biskaya nach Bremerhaven – die Weser hoch – die Aller hoch?

Oder die Osttour?
Auf dem Mittelmeer um die Türkei rum – durch den Bosporus – Schwarzes Meer – Donau hoch – durch irgendwelche Kanäle – Elbe runter – durch andere Kanäle – Weser – Aller?

Also das Schiff aus Europa ausklarieren und wieder einklarieren – keine Ahnung ob ich alle Nachweise erbringen kann die man so braucht – nein - die Osttour ist keine Alternative.

Also die Westtour immer schön innerhalb der Eurozone.

Mai ist die richtige Jahreszeit - nach ausgiebigem Studium, einem weiteren Besuch mit meiner Tochter beim Boot, derzeit noch mit dem Namen Dal Riada, stand alles fest.
Ich konnte eine mutige kleine Crew von weiteren 4 Mann (3 + 1 Frau), darunter ein Ehepaar, begeistern. Drei Wochen bis Marseille, oder noch einwenig weiter, wenn es geht.

Die letzten Vorbereitungen -

... und so sollte es gehen!

Um Lefkas herum auf das offene Ionische Meer hinaus –

Und weil nur noch Wasser um uns herum war, waren da auch Delfine um uns herum 🙂

- bolzengerade nach Westen, irgendwann nach so zwei Tagen kommt Italien vorbei, kann man sehen – is´ ja groß genug, rechts drum herum -

und durch die Straße von Messina nach Messina – die die schon mal da waren schütteln mit dem Kopf, kein wirklich schöner italienischer Hafen, lieber noch ein Stück weiter zu den liparischen Inseln, direkt nördlich Siziliens, erster Stop nach drei bis vier Tagen.

Anfahrt auf Lipari 🙂

Dann weiter nach Norden durch das tyrrhenische Meer -

- nichts wurde ausgelassen, Reparaturen und ein tägliches Bad auf ca 3000 m über dem Meeresgrund.

  • weiter durch die Straße von Bonifacio, zwischen Sardinien und Korsika hindurch nach Bonifacio im Süden Korsikas, zweiter Stop nach so drei bis vier Tagen.

Da hat uns ein Schiff in der Straße von Bonifacio die Sonne geklaut und so sind wir bei pech schwarzer Nacht in Bonifacio eingelaufen - mir war schlecht vor Anspannung und Aufregung!

Weiter durch den Golf von Leon -

Der Auto-Paul (unser bis dahin mehr oder weniger gut funktionierende Autopilot) hat's endgültig hingeschmissen.

nach Marseille, -

weil um Spanien herum auf den Atlantik hinaus das Boot „und der Kapitän!“ hochseetüchtig hätte aufgerüstet werden müssen und eine Überwinterung in Portugal eingeplant hätte werden müssen, fiel diese Alternative.

Also den Mast umlegen -

und die Rhône hoch bis Lion, -

Unsere erste Schleuse - Ausfahrt auf die Rhône.

Dann ereilte uns das Schicksal, etwa 3 Stunden vor Avignon liefen wir auf ein Hindernis und beschädigten den Steuerbordrumpf so schwer, dass das Schiff, mittlerweile mit der deutschen Zulassung Emily Star (von Staretzek ;)  ), zur Reparatur aus dem Wasser musste.

Ab Lion dann weiter auf der Saône und durch die alten Kanäle über die europäische Wasserscheide in den Rhein.

Aber hinter Auxonne ist vorzeitig Schluss für die Emily Star – sie ist um einen halben Meter zu breit für die alten Schleusen. Nun ist guter Rat vor allem sehr teuer!

Auf der Straße geht es 200km nach Mulhouse in den Rhein.

Nun geht es den Berg hinunter mit doppelter Geschwindigkeit – auf dem Rhein bis Duisburg –

durch verschiedene Kanäle, zuletzt auf dem Mittellandkanal bis die Weser unten durch geht, links abbiegen, ein Stück die Weser hinunter bis die Aller von rechts einmündet.

Am 24. Dezember nochmal 10 Stunden die Aller aufwärts, mit wirklich allem was die beiden Maschinen noch herzugeben vermochten! Dann ist es geschafft –

die letzten 15 km nochmal auf die Straße und das Ding schwebt am 31. Dezember auf unser Grundstück ein.