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Schleifen, schleifen und nochmal und nochmal….

Ich habe einmal abzuschätzen versucht, wie viel Zeit ein Glattschliff nach einem Spachtelauftrag so in Anspruch nimmt.
Die gesamte Außenfläche des Bootes addiert sich ungefähr zu fast ganz genauen mehr als 250m².
Zuerst kommt eine Spachtelmasse als Schutzschicht auf das Laminat. Sie enthält relativ harte, sich aber auch dem Schleifen widersetzende Zusätze. Schleifen eine echte Knochenarbeit. Bei relativ hohem Schleifdruck 3 - 5m² je Stunde und das zum Teil bei 35° - nicht schön kann ich dazu nur sagen! (Summasumarum 50 - 70 Stunden je Schliff)
Der Anschliff, bei dem nichts mehr abgeschliffen werden muss hat immernoch einen hohen Anspruch an Kraft und Zeit und so kommen höchstens 7 - 10m² je Stunde zusammen. (Immernoch 30 - 40 Stunden je Schliff)

Jörg kann da voll mit reden, erst kürzlich war auch er so lieb mir eine Woche seiner Zeit zu schenken. Zusammen haben wir einen Unterwasserschiffsrumpf mit der Epoxidschutzfarbe beschichtet.
Eine Schicht schafft man nur zu zweit an einem Tag. Um sich den Zwischenschliff zu sparen muss der zweite Anstrich innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Also eine zweite Person hilft und spart den Zwischenschliff 🙂
Im Unterwasserschiff habe ich auf die Füllerschichten verzichtet. Dafür mussten zwei besonders seewasserdichte Epoxidfarbschichten aufgetragen werden.
Dennoch folgte vorher nochmals eine Primerschicht mit folgendem Anschliff.
An den Rumpfflanken, der Schöheit wegen 🙂 folgt wenigstens eine Füllerschicht, Farben mit besonders hohen Feststoffanteilen - und weitere Glattschliffe!

Gespritzt habe ich mit einem Hochdruckspritzgerät.

Im Gegensatz zum Druckluftspritzen wird die Farbe nicht so sehr vernebelt, sondern mit einem schmalen, lediglich in nur einer Dimension aufgefächerten Strahl mit relativ hoher Geschwindigkeit aufgespritzt.
Da ich noch nie mit dieser Art des Farbauftrages zu tun hatte, musste ich viel dazu lesen und Videos schauen. Aber ein bisschen ist das auch wie Fahradfahren lernen, man kann alles darüber gelesen haben und viele beim Fahradfahren beobachtet haben - erst mal kann man es trotzdem nich'.

Ja.....aber ich konnte ja auch üben üben üben, an senkrechten-, waagerechten- und Überkopfflächen bei den Primer- und Füllerschichten (und danach schleifen, schleifen und nochmal schleifen...-ich glaube ich sagte schon?).
Und dennoch hätte mich Unheil um ein Haar aus einer ganz anderen Richtung erwischt und die ganze teure Ausrüstung wäre zerstört gewesen. Dazu muss man noch wissen, das nur 2 Komponenten-Farben Verwendung fanden. (Sie bilden sehr robuste Oberflächen und enthalten sehr viel weniger Lösungsmittel.)
Diese müssen dann aber sehr aufwändig jedesmal wieder aus dem gesamten Spritzgerätesystem entfernt werden, da sie auch unter Luftabschluss zuletzt aushärten und deshalb auch nur bereits geringe Reste das Gerät unbrauchbar machen können.
Und genau das wäre um ein Haar passiert!
Da ich nur einen Tag später schon wieder weiterspritzen wollte, waren die Farbreste im Gerät zum Glück noch nicht ganz ausgehärtet - das Weiterspritzten an diesem Tag konnte ich vergessen - praktisch alle Dichtungen, Zwischenfilter, Ventile waren ruiniert oder dicht. Nach einem Tag säubern und bestellen von neuen Dichtungen und Filtern ging es erst Tage später wieder weiter.

Und so habe ich auch gelernt das Gerät nach jedem Gebrauch wieder entsprechend zu reinigen - das heißt eine Prozedur von wenigstens eineinhalb Stunden, das ganze Gerät soweit wie möglich auseinanderbauen und mit viel Lösungsmitteleinsatz alle Innereien von allen Farbresten peinlich genau zu befreien, dafür bleiben dann aber auch die Düsen, Schläuche, Dichtungen und Filter weiterverwendbar.

Was für ein Glück für mich, einen weiteren dermaßen ungewöhnlich langanhaltend trockenen Sommer zu erleben.
Alle Vorbereitungen, zuletzt das ganze Unter- und Oberwasserschiff zu lackieren, hat die ganzen vergangenen 6 Monate in Anspruch genommen!

Der Abschluss der Lackierung mit der letzten Oberwasserschiff-Lackschicht gipfelte mit dem Einsatz aller zur verfügungstehenden Familienmitglieder in den letzten 14 Tagen bevor das Wetter nun endgültig die andauernde Trockenperiode beendete.
Nur etwa 16 Stunden bevor Regen die Arbeiten unterbrochen hätte (was bedeutet hätte auf eine weitere ausreichend lange Trockenphase zu warten um dann zumindest die der Witterung ausgesetzten Flächen mit Hochdruck zu reinigen und erneut anzuschleifen), bzw. den letzten Farbauftrag hätte zerstören können, fand diese Arbeit ihren Höhepunkt und Abschluss.

Meine wirklich liebe Nachbarschaft hat selbst das lautstarke Schleifen am Samstag Abend bis zum Sonnenuntergang und auch noch am Sonntag Morgen ertragen - am Sonntag Mittag kam dann die erste Schicht und am Montag die abschließende 2. Schicht drauf - am Dienstag Vormittag begann es zu regnen.

Alles Glück kam zusammen, beide Tage mit gebremster Sonneneinstrahlung, praktisch kein Wind und praktisch kein Insektenflug. Also praktisch keine, bis auf die von mir selbst eingestreuten, Fehler auf der sichtbaren Lackschicht 🙂 🙂
Beeindruckend ist noch die Leistung, die durch das Spritzen erreicht wird. Zu Dritt haben wird mit ca 21 Mannstunden 6 kg Farbe von Hand, mit Pinsel und Rolle, dort aufgetragen, wo spritzen nicht sinnvoll erschien. Mit Einsatz von ca 8 Mannstunden konnte ich dann mit der Spritzpistole 42 kg Farbe auftragen.

Der Herbst hat ja gerade erst begonnen und es sind bestimmt noch einige Tage für Arbeiten am Außenschiff möglich.
So müssen erst einmal alle Anbauten wieder drangebaut werden, besonders die Reeling, um die Bewegungssicherheit auf dem Schiff zu erhöhen, und das Bootshaus (der geschlossene Cockpitaufbau) muss ja auch noch seine endgültige Oberfläche bekommen.

Und doch - das Wasser kommt näher, ich glaube ich kann es schon hören!! 🙂

2 Gedanken zu „Schleifen, schleifen und nochmal und nochmal….

  1. Esat Ceyhan

    Starri, mein Lieber, Du bist mein Held. Ich bin so begeistert und beeindruckt von Deiner Arbeit.
    Seit unserer letzten Begegnung chartern wir jedes Jahr. Mit Mike war ich auch schon unterwegs.
    Danke für Deinen guten Einfluss.
    Liebe Grüße, Esat und Susi

    Antworten
    1. BlogAdmin

      Esat, mein Lieber, ja das habe ich schon von Mike erfahren, was ihr da für tolle Touren macht, ich werde da immer ganz blass vor Neid!
      Es ist ja mal wieder über der Zeit einen Neuen Beitrag zu schreiben, ich mach' mir mal ein Knoten ins Ohr 🙂 . Und es wird wirklich Zeit, das das Projekt einen Abschluss findet, damit wir uns vielleicht mit ein wenig Glück ungefähr so fast ganz genau irgendwo um das Mittelmehr herum, oder wo Du sonst unterwegs bist durch den Schlag fahren. Ich habe schon darüber herum gerätselt warum es wohl so entspannt (langsam :)) ) voran geht, aber irgendwie haben wir hier auch nix aus zu stehen, paradiesische Umgebung, seit über 20 Jahren kein böses Wort in der Nachbarschaft - aber Stillstand gibt es nicht beim Projekt - das macht Hoffnung! 🙂
      Liebe Grüße!

      Antworten

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